Bewusst: Jede zweite Frau in Österreich trägt kein Pfefferspray – Eigenverantwortung und Lücken beim Selbstschutz. Unsere Umfrage.

Eine österreichweite Online-Umfrage der Initiative Pro Polizei Österreich unter 329 Frauen zeigt deutlich, dass Selbstschutz zunehmend an Bedeutung gewinnt. Ziel der Befragung war es, zu verstehen, ob und in welchem Ausmaß Frauen in Österreich Pfefferspray als Mittel zur Selbstverteidigung mitführen. Die Ergebnisse sind klar: 21,3 % der befragten Frauen tragen Pfefferspray regelmäßig bei sich, 25,8 % überlegen, sich eines zuzulegen, während 46,8 % angaben, derzeit keines zu besitzen. 6,1 % haben dazu keine Meinung.

Bild: Endergebnis der Umfrage der Initiative Pro Polizei Österreich / Sicherheit-Zeitung AT

Die Daten wurden ausschließlich von weiblichen Teilnehmerinnen über 18 Jahren erhoben, die zufällig über soziale Medien (X/Twitter) erreicht wurden. Die Befragung umfasst ein ausgewogenes Altersprofil: 4,2 % der Befragten waren unter 20 Jahre alt, 53,9 % zwischen 20 und 29 Jahren, 18,4 % zwischen 30 und 39 Jahren, 11,2 % zwischen 40 und 49 Jahren und 12,3 % über 50 Jahre. Der mögliche statistische Fehler liegt unter 2 %.

100% Weiblich und 18+ in der Umfrage

Das Ergebnis zeigt ein realistisches Bild österreichischer Frauen, die aktiv über persönliche Sicherheit nachdenken, aber vielfach noch ohne Mittel zur Selbstverteidigung unterwegs sind. Gerade die Altersgruppen zwischen 20 und 39 Jahren, die gemeinsam mehr als 70 % der Befragten ausmachen, sind besonders mobil, häufig abends unterwegs und nutzen öffentliche Verkehrsmittel – jene Lebensumfelder also, in denen Unsicherheitsgefühle laut aktuellen europäischen Studien zunehmen. Dass fast jede zweite Frau noch kein Pfefferspray besitzt, zeigt, dass Aufklärung, Training und rechtliche Information dringend wichtiger werden.

In Österreich ist Pfefferspray legal erhältlich und darf von Personen ab 18 Jahren mitgeführt werden. Der Einsatz ist jedoch ausschließlich im Rahmen der Notwehr erlaubt – also dann, wenn ein rechtswidriger Angriff unmittelbar droht oder bereits stattfindet. Rechtsexperten und Sicherheitsbehörden betonen, dass ein solcher Einsatz immer verhältnismäßig sein muss. Die Polizei selbst warnt davor, sich ausschließlich auf Abwehrmittel zu verlassen. Pfefferspray könne eine sinnvolle Ergänzung sein, aber kein Ersatz für Aufmerksamkeit, Prävention und richtiges Verhalten in Gefahrensituationen. Besonders wichtig ist der sachgerechte Umgang: Ohne Übung besteht die Gefahr, in einer Stresssituation falsch zu reagieren oder das Spray gegen sich selbst zu wenden.

In den letzten Jahren ist in Österreich eine steigende Nachfrage nach Selbstverteidigungskursen und Schulungen zum richtigen Umgang mit Pfefferspray zu beobachten, insbesondere in Wien. Anbieter berichten von wachsendem Interesse junger Frauen, die sich aktiv auf mögliche Gefahrensituationen vorbereiten wollen. Diese Entwicklung spiegelt ein wachsendes Bewusstsein wider, dass Selbstschutz und Vorbereitung nichts mit Angst, sondern mit Verantwortung zu tun haben.

Bild: Waffenverbotszoneschild am Wiener Praterstern (Foto: Initiative Pro Polizei Österreich)

Pfeffersprays dürfen in Österreich auch innerhalb der sogenannten Waffenverbotszonen mitgeführt werden – vorausgesetzt, sie dienen ausschließlich der Selbstverteidigung und die Trägerin ist zum Besitz solcher Gegenstände berechtigt. Das bedeutet konkret, dass Frauen ab 18 Jahren ihr Pfefferspray beispielsweise auch an Orten wie dem Wiener Reumannplatz oder dem Praterstern bei sich tragen dürfen, obwohl diese Bereiche zeitweiligen Waffenverbotsverordnungen unterliegen. Reizgassprays gelten nicht als Waffen im klassischen Sinn, solange sie nicht zum Angriff, sondern nur zur Abwehr einer akuten Bedrohung verwendet werden. Nicht zum Besitz von Waffen – und somit auch nicht von Pfefferspray – berechtigt sind unter anderem Personen unter 18 Jahren, Drittstaatsangehörige ohne spezielle Ausnahmegenehmigung oder ohne gültige Aufenthaltsbewilligung sowie Personen, die mit einem Waffenverbot belegt sind.

Bild: Unsere Polizei (Foto: Initiative Pro Polizei Österreich / Sicherheit-Zeitung AT)

Österreich gilt weiterhin als eines der sichersten Länder Europas – ein Verdienst der professionellen Arbeit der Polizei und des hohen Sicherheitsbewusstseins der Bevölkerung. Dennoch ist europaweit eine Verschlechterung der Sicherheitslage spürbar, was sich schrittweise auch in Österreich bemerkbar macht. Der präventive Gedanke gewinnt dadurch an Bedeutung: Frauen, die sich regelmäßig im öffentlichen Raum bewegen, sollen über legale, verantwortungsvolle und wirksame Möglichkeiten zur Selbstverteidigung informiert werden. Pfefferspray kann in diesem Zusammenhang ein einfaches, aber wirksames Werkzeug sein – vorausgesetzt, es wird richtig eingesetzt und mit einem klaren Bewusstsein für Recht und Verantwortung getragen.

Die Umfrage der Initiative Pro Polizei Österreich liefert erstmals ein kompaktes Stimmungsbild zum Thema Selbstschutz unter Frauen in Österreich. Sie zeigt eine Generation, die Sicherheit nicht nur als Aufgabe der Behörden sieht, sondern zunehmend selbst aktiv werden möchte. In einer Zeit, in der viele europäische Länder steigende Zahlen bei Übergriffen im öffentlichen Raum melden, setzt Österreich mit Bewusstsein, Prävention und Eigenverantwortung auf jene Werte, die das Land bisher sicher gehalten haben – im Vertrauen auf die Polizei und auf das Verantwortungsgefühl der Menschen selbst.

Bild: Pfefferspray (Foto: Sicherheit-Zeitung Kreativ)

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