Bild: Österreichische Alpinpolizei (Foto: Adam Kerfoot-Roberts CC BY-SA 2.0)
Wenn die Luft dünner wird, beginnt der Einsatzbereich der Alpinpolizei. Zwei Drittel des österreichischen Staatsgebiets liegen im alpinen Raum – und genau dort, wo für viele Abenteuer und Freiheit beginnen, beginnt für Österreichs Alpinpolizei der Dienst für Sicherheit und Leben.
Im abgelaufenen Einsatzjahr 2024/25, das vom 1. November 2024 bis 28. Oktober 2025 reicht, wurden 10.851 Einsätze verzeichnet. 16.317 Personen waren daran beteiligt, in 266 Fällen endeten die Einsätze tragisch (Quelle: BMI). Zahlen, die nüchtern klingen, aber hinter denen oft Dramatik, Mut und Teamarbeit stehen. Unsere Alpineinsatzgruppen genießen international hohes Ansehen und stehen beispielhaft für die Qualität österreichischer Polizeiarbeit.
Die Alpinpolizei, offiziell in den Alpinen Einsatzgruppen (AEG) organisiert, ist nicht nur dort aktiv, wo andere nicht mehr weiterkommen, sondern oft auch dort, wo Minuten über Leben und Tod entscheiden. Ob bei Suchaktionen in unwegsamem Gelände, bei Lawinenunfällen, auf Skipisten oder bei kriminalpolizeilichen Ermittlungen im Hochgebirge – ihre Arbeit verbindet Einsatzdisziplin mit körperlicher und mentaler Stärke.

Ein Blick auf einige Einsätze der letzten zwei Jahre zeigt, was das bedeutet: Im Dezember 2024 kam es am Mölltaler Gletscher zu einer Fahrerflucht auf der Skipiste: Ein neunjähriges polnisches Mädchen wurde von einem Skifahrer angefahren, der danach verschwand. Die Alpinpolizei und die Pistenrettung versorgten das Kind sofort, ein Hubschrauber brachte es nach Lienz. Dank des raschen Einsatzes blieb es bei Verletzungen, die nicht lebensbedrohlich waren. Der Täter konnte bisher nicht ausgeforscht werden.
Im Juni 2025 folgte ein tragischer Fall am Hochtor in der Steiermark. Ein erfahrener Bergsteiger aus dem Bezirk Weiz stürzte bei einer Solotour rund 100 Meter in eine Felsspalte. Über Nacht suchten Alpinpolizei, Bergrettung und der Polizeihubschrauber „Libelle Salzburg“ mit Wärmebildkamera das Gebiet ab. Am nächsten Morgen konnte der Leichnam geborgen werden – ein Einsatz, der die körperlichen und psychischen Grenzen der Teams forderte.
Wenige Monate später, im Oktober 2025, gerieten zwei Kletterer am Fleischbank-Nordgrat im Wilden Kaiser in Not. Neuschnee, Dunkelheit und ein später Abstieg brachten die beiden in eine gefährliche Situation. Erst gegen Mitternacht gelang der Alpinpolizei und der Bergrettung eine aufwendige Evakuierung. Beide überlebten unverletzt – ein Glücksfall, der zeigt, wie schnell sich Wetter und Verhältnisse in den Bergen ändern können.
Ebenfalls im Oktober 2025 kam es in Hochfügen im Zillertal zu einem spektakulären Fahrzeugabsturz. Ein junger Deutscher verlor auf schneeglatter Straße die Kontrolle, das Auto stürzte in den Hang und überschlug sich zwischen Bäumen. Die Insassen – der Fahrer, seine Partnerin und die Mutter – konnten sich selbst befreien. Alpinpolizei und Rettungskräfte waren binnen Minuten vor Ort. Alle drei erlitten nur leichte Verletzungen.
Diese Einsätze zeigen, was die Alpinpolizei tagtäglich leistet: Sie ist nicht nur Rettungseinheit, sondern Ermittlungsorgan, Schutzmacht und Partner der Bevölkerung im alpinen Raum. Sie arbeitet eng mit der Bergrettung, der Flugpolizei und der Justiz zusammen. Viele ihrer Mitglieder versehen im Alltag Dienst auf normalen Polizeiinspektionen, werden aber bei alpinen Notfällen alarmiert – eine Aufgabe, die körperliche Fitness, taktisches Denken und Erfahrung im Hochgebirge verlangt.

Neben der Einsatzarbeit liegt der Fokus zunehmend auf Prävention. Der Leiter des Alpindienstes, Oberst Hans Ebner, mahnt zur Vorsicht:
„Insbesondere bei Unternehmungen außerhalb des organisierten Schiraums ist es notwendig, den Lawinenlage- und Wetterbericht einzuholen, die Tour ordentlich zu planen und sich gerade bei den ersten Touren nicht zu übernehmen. Weiters ist eine passende Notfallausrüstung Pflicht – Lawinenverschüttetensuchgerät, Schaufel, Sonde, Erste-Hilfe-Material und ein vollständig geladenes Mobiltelefon“
Die Alpinpolizei appelliert jedes Jahr an Wintersportlerinnen und Wintersportler, Verantwortung zu übernehmen – nicht nur für sich selbst, sondern auch für jene, die im Notfall ihr Leben riskieren, um andere zu retten.
Trotz aller Herausforderungen zeigt die Bilanz 2024/25 ein klares Bild: Österreichs Alpinpolizei ist bestens ausgebildet, hochmotiviert und technisch auf internationalem Niveau. Ihre Erfahrung wird längst auch von Nachbarländern geschätzt – seit mehr als 30 Jahren unterstützt der österreichische Alpindienst beim Aufbau vergleichbarer Strukturen in Europa und am Westbalkan.
Am Ende jeder Statistik stehen Menschen – die, die Hilfe brauchten, und jene, die sie gaben. Zwischen Schneesturm, Dunkelheit und steilen Wänden bleibt die Alpinpolizei jene Instanz, die sich nicht abwendet, wenn es schwierig wird. Sie bleibt – im wahrsten Sinn des Wortes – standfest in jeder Höhe.
































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